es heisst, die besten geschichten schreibt das leben. die gabe sie bewegend zu erzählen ist nur wenigen gegeben.
gestern habe ich mich zum ersten mal in meinem leben zu einer lesung getraut. bisher verband ich das wort lesung eher mit langeweile in gepflegtem ambiente - jemand sitzt vorne und liest vor, das publikum versucht zu interpretieren.
so war ich sehr angenehm überrascht, als selim özdogan zunächst süffisant und für das publikum erheiternd von seinen erlebnissen vorangegangener lesungen berichtete. hierbei schweifte er beim erzählen oftmals in eine andere geschichte ab. in der ersten 'halbzeit' kam er gerade einmal dazu zwei seiner kurzgeschichten vorzulesen.
wo es im ersten teil der lesung noch sehr lustig zuging, ging es nach einer kurzen pause (in der der verkaufsstand fast vollständig leergekauft wurde) dann wesentlich tiefgründiger und emotional bewegender weiter. die ausgewählten kurzgeschichten beschäftigten sich nun überwiegend mit den katerstimmungen des lebens: identitätssuche, einsamkeit, sehnsucht und der lethargie nach gescheiterten beziehungen. so ist es auch nicht verwunderlich, dass es deutlich ruhiger im publikum wurde, denn ich denke jeder konnte zu vielen geschichten seine eigenen erlebnisse verknüpfen. nach gut zwei stunden wollte selim özdogan dann die lesung beenden, gab aber ohne sich lange bitten zu lassen nach einer kurzen pause noch eine zugabe.
und so musste ich am ende meine meinung über lesungen revidieren: ich habe keine einzige minute bereut. die lesung war wie ein sehr guter film, der einen auf die erlebnisreise der gefühle nimmt und man am ende mit verträumten augen aufwacht.
links:
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